Kunstpunkte
Im Rahmen der Ausstellungsreihe „KUNSTPUNKTE“ bietet das Wildbad Rothenburg o.d.T. zeitgenössischen künstlerischen Positionen eine Plattform. Dabei dient das westliche Treppenhaus als Kabinettausstellung. Gleichzeitig werden an einigen ausgewählten Orten im Foyerbereich des Hotels bewusst künstlerische Interventionen gesetzt.
Die Ausstellungen beginnen jeweils nach Ostern eines Jahres und werden nach Möglichkeit bis Aschermittwoch des darauffolgenden Jahres präsentiert. Die Künstler werden durch ein Fachgremium ausgewählt.
Seit 31. März 2024 findet nun die bereits dritte Ausstellung der Reihe „KUNSTPUNKTE“ mit Plastiken, Objekten und Fotografien der Münchner Künstlerin Brigitte Schwacke statt.
Plastik, Foto, Zeichnung von Brigitte Schwacke im Wildbad Rothenburg o.d.T.
Die Künstlerin Brigitte Schwacke ist eine Grenzgängerin. Ob Plastik, Fotografie oder Zeichnung, sie bewegt sich immer in den Grenzbereichen der einzelnen Gattungen.
Mit ihren Arbeiten lässt sie den Betrachtenden im Ungewissen, in der Schwebe mit den Schnittstellen dieser Kategorien. Ob Skulptur oder dreidimensionale Zeichnung, Objekt oder Installation, Raumausgrenzung oder Gestaltbildung, die Übergänge sind fließend, die Einordnung bleibt offen.
Brigitte Schwacke ist in Marl geboren und hat in München an der Akademie der bildenden Künste studiert. Sie war Meisterschülerin bei Sir Eduardo Paolozzi und später Assistentin am Lehrstuhl für freie Bildhauerei bei Prof. Christina Iglesias. Sie lebt und arbeitet in München.
In der Ausstellung in unserem Hotel ist es möglich, nahezu die gesamte Bandbreite ihrer Schaffenswelt zu erleben. Die sensiblen Arbeiten sind hineinkomponiert in die anspruchsvoll gestaltete Architektur und treten mit ihr in Dialog. Ihre Werke ermöglichen Innen- und Außenansichten, Perspektivwechsel und eröffnen neue Sichtachsen. An den Schnittstellen von Figuration und Abstraktion evoziert die Künstlerin die Imaginationskraft des Schauenden.
In ihren Werken versucht Brigitte Schwacke zu visualisieren, dass wir uns ständig verändern und mit uns die Dinge und die Verhältnisse in dieser Welt. Es geht ihr um das Erkennen und Aushalten der Vergänglichkeit als eine Tatsache, die allen Dingen innewohnt. Unter diesem Aspekt entstehen fragile, zauberhafte, oft auch nur flüchtig anmutende Bilder und Plastiken, die gerade
Der Eintritt ist kostenfrei.
Art Residency
Das Wildbad Rothenburg o.d.T. „macht“ etwas mit seinen Gästen und Besuchern. Das Gebäude und der angrenzende Park sind einmalig – die wechselvolle Geschichte des Hauses, die beeindruckende Architektur, die Lage im romantischen Taubertal und die Nähe zu Rothenburg ob der Tauber öffnen den Blick für Neues, sensibilisieren die Sinne und setzen Kreativität frei.
Von 2017 bis 2024 lud das Wildbad Rothenburg o.d.T. ausgewählte nationale und internationale Künstler dazu ein, ein Jahr lang als „Artist in Residence“ schöpferisch tätig zu sein und sich vom Ambiente des Hauses und des umgebenden Parks inspirieren zu lassen. Ausgewählt wurden die Künstler dabei von einer unabhängigen, hochkarätig besetzten Jury.
Im Ergebnis entstanden zeitgenössische, experimentelle Kunstwerke, die unverwechselbar sind. Sie spiegeln die Dynamik der Architektur des Wildbads wider, erforschen die „Seele“ des Parks und schlagen die Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die Arbeit der Künstler wurde intensiv dokumentiert und begleitet. Öffentliche und teilöffentliche Künstlergespräche, Werkstattbesuche, Symposien und Kunstforen sorgten für eine kreative Vernetzung des art residency Projekts mit Kooperationspartnern, Kulturinteressierten, kirchlichen und öffentliche Einrichtungen, Kunstinstituten, Studierenden und Medien. Nach ihrer Fertigstellung verblieben alle Werke der art residency im Wildbad Rothenburg o.d.T. und sind öffentlich zugänglich.
Künstler und Projekte
Strömung
Die Bodenskulptur aus pigmentiertem und in Form gegossenem Beton befindet sich mitten auf der Wiese des Parks und stellt eine fiktive Ausgrabungsstätte dar - inspiriert von der antiken Terme di Nettuno (dt.: Thermen des Neptuns) in Ostia. Das Objekt zeigt ein Fragment einer mythologischen Wasserkreatur, die sich entlang eines Ornaments windet. Der Richtungswechsel des Musters symbolisiert zusammen mit den Windungen des Seeungeheuers die Bewegungen von Zeit und Raum sowie das flüchtige Dasein darin. Das Narrativ des Vergänglichen wird durch die Anlehnung eines verschwundenen Baus verstärkt: Lebensräume und Landesgrenzen, sowie Sprache und Kultur befinden sich seit jeher in einem stetigen Wandel. Diese stetigen Veränderungen kommen auch bei archäologischen oder historischen Funden zum Tragen: sie geben Einblicke in die Vergangenheit, doch ist ihre Interpretation auch immer abhängig von den kulturellen und politischen Interessen der Gegenwart
Durchsichtige Träger:innen – transparent carries
Im Jahr 2023 war Alex Hojenski die Art Residency Künstlerin. In den drei Monaten ihrer Residenz entstand das Kunst-Objekt „Durchsichtige Träger:innen – transparent carriers“, das in den Bäumen oberhalb der Kegelbahn des Parks des Wildbad Rothenburg o.d.T. installiert ist. Das Kunst-Objekt kann aus verschiedenen Blickwinkeln und Ebenen betrachtet werden: von der Seite, von unten und auch von oben.
Paradise now
Das Kunstobjekt von Arianna Moroder drückt sich in zwei Installationen aus: 16 quadratische Metallplatten, unterschiedlich stark über Pflastersteine getrieben, sind Stoffstücken gleich zusammengenäht und an der Decke des Mittelbaus der Arkadenhalle befestigt. Abhängig vom Sonnenlicht reflektieren sie die Bewegung des Wassers und damit das stetige Fließen der Zeit und des Lebens. Am Brückengeländer ist flussabwärts eine Sonnenuhr befestigt, die die Zeit nur als Schattenwurf auf dem Wasser zeigt. Als Anker hängt ein Mühlstein aus dem Wildbad Rothenburg o.d.T. von der Uhr in die Tauber. Ihm gegenüber Steine aus Südtirol - als Zeichen der räumlichen Bewegung von Italien und Deutschland. Symbole auf dem vergoldeten Bogen der Sonnenuhr versinnbildlichen die Gewerke, die bei dieser Installation mitgewirkt haben.
Growing on suspended mythologies
Das fünfte Kunstwerk im Wildbad Rothenburg o.d.T. ist ein in die Höhe strebendes Gerüst, das im ersten Augenblick Assoziationen zu einer „Wäschespinne“ oder einer „Sputnik-Rakete“ aufkommen lässt. Es besteht aus grauen Nahverkehrs-Haltestangen, teilweise von fleischfarbenen 3D-gedruckten Formen umhüllt und mit adergleichen roten Kabeln verbunden. Hierbei soll das Miteinander von organisch anmutenden und synthetischen Materialien dargestellt werden sowie die Fragilität des Lebens und der damit verbundene Prozess der Veränderung und Zerfalls – und dem Versuch des Menschen diesen Prozess durch medizinische Entwicklungen aufzuhalten. Zuber knüpft somit an den Gründer des Kurhotels im Wildbad an, Friedrich Hessing, der als Pionier der Orthopädie gilt.
Blick in den Atem der Welt
Selbstleuchtende Buchstaben zwischen den Bäumen im Wald. An verschiedenen Stellen in einer Schneise positioniert, treten sie miteinander in Beziehung. Formieren sich zum Satz: Blick in den Atem der Welt. Sie schaffen einen atmosphärischen Raum, bieten den Betrachtern Innehalten an, Wahr-Nehmen. Den Schriftzug entwickelte das Breathe Earth Collective in einer öffentlichen Textwerkstatt gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort. Durch Schaffung von konkreten Erlebnisräumen machen die KünstlerInnen globale Themen wie den Klimawandel sinnlich erfahrbar.
Das […] Element
Die Skulptur – ein standortbezogenes Werk mit quadrophonischem Sound und Readymade – widmet sich dem Thema „Wasser“ als essenziellem Lebenselement und einer versiegten Heilquelle im Park. Sie bezieht sich frei auf die Geschichte des Wildbads als früheres Kurhotel und führt mit der Umgebung einen Dialog. Gleichzeitig eröffnet das Kunstwerk „innere Landschaften“. Hier sind Natur, Gedächtnis, Ort, Dichtung und Fiktion miteinander verwoben und verwandelt. Hervorgerufen durch die Intimität von Stimme, Klang und Ort.
Kubus neben der Tauber
Ein grauer Würfel am Ufer der Tauber. In seiner stofflichen Beschaffenheit sowie formalen Einfachheit stellt er sich der pittoresken Landschaft und Wildbad-Architektur in den Weg. Bricht scheinbar auch mit den fragilen Raumzeichnungen der Künstlerin, deren Objekte – „entsammeltes“ organisches Material – im Köhlerofen in einen neuen Zustand übergehen. Während dieser Prozess für den Betrachter hier unsichtbar bleibt, bildet der Kubus an der Tauber ihn ab: die Verwandlung eines großen alten Baumes formt sein Inneres.
Rast auf der Flucht vor der Auseinandersetzung mit der Abgefucktheit des Ist-Zustands
Eine Gruppe von Touristen zwischen Bäumen und Gestrüpp. Elf Figuren, lebensecht, scheinbar schockgefroren. Gestrandet. Ihre Mimik, Gestik, Kleidung, Accessoires erzählen von unterschiedlichen Zugehörigkeiten, Sehnsüchten und Hoffnung. Sind sie am Ende ihrer Reise angelangt, oder halten sie nur inne: desillusioniert, gebrochen, verloren? Böhler & Orendt setzen Assoziationen frei. Und greifen Themen unserer Zeit auf.