Statement des Wildbad Rothenburg zur
angekündigten Schließung der evangelischen Tagungsstätte

Das Landeskirchenrat hat beschlossen, das Wildbad Rothenburg – im Eigentum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) – zu schließen und die Immobilie zu verwerten. Darüber wurden die Mitarbeitenden des Wildbads am Dienstag, 21. November von Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Oberkirchenrat De La Lanne und Oberkirchenrat Michael Martin informiert. Ab 2026 stehen keine Gelder mehr für das Haus zur Verfügung.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Landessynode und Landeskirchenrat haben vor dem Hintergrund des Reformprozesses Profil und Konzentration, dem starken Rückgang der Kirchenmitglieder und damit der Kirchensteuereinnahmen sich das Ziel gesteckt, als Kirche handlungsfähig zu bleiben.

Dazu gehören nachhaltig aufgestellte Finanzen und finanzierbare Immobilien. Darum hat der Landeskirchenrat entschieden, die Zuschüsse für die Tagungs- und Übernachtungshäuser bis 2030 auf jährlich 9 Millionen Euro zu begrenzen.

Vor diesem Hintergrund hat der Landeskirchenrat ein umfassendes Bewertungsverfahren gestartet, mit dem die Wirtschaftlichkeit und die inhaltlichen Werte der Häuser in rechtlich selbständiger (Zuwendungsempfänger) und unselbständiger Trägerschaft ermittelt wurden (nicht eingeschlossen waren die Tagungs- und Übernachtungshäuer der Dekanate und der Kirchengemeinden). Nach Ende des Bewertungsverfahrens wurde deutlich, dass es nötig ist, sich auf einige Häuser zu konzentrieren, mit denen die Landeskirche bewusst in die Zukunft gehen möchte. Um dies zu ermöglichen, ist es angesichts der Einsparvorgaben und zu erwartender Kostensteigerungen nötig, die Förderung anderer Einrichtungen möglichst zeitnah einzustellen bzw. zu reduzieren – darunter auch das Wildbad Rothenburg. Für einige weitere Häuser laufen noch Prüfaufträge.

Wie reagierten die Mitarbeitenden auf die Nachricht von der Schließung?

Die Mitarbeitenden hätten mit Trauer, Empörung und Unverständnis reagiert, so Wolfgang Schuhmacher, Leiter des Wildbads. Zahlreiche Mitarbeiter hätten leidenschaftlich für den Erhalt der Tagungsstätte argumentiert. Kritisiert wurde, dass die Schließung am Ende eines Jahres bekannt werde, in dem die Mitarbeitenden ein Umsatzplus von 37% im Vergleich zu 2018 erzielt hätten und die aktuelle Auslastung 60% betrage. Ins Feld geführt wurden 16 Haustagungen, die zu allen Facetten der „Christlichen Lebenskunst“ entwickelt worden waren – mit Angeboten wie christliches Yoga, Achtsamkeitsübungen, Naturerleben und Meditation. Darüber hinaus fanden 2023 über 90 Kulturveranstaltungen im Wildbad statt. Weite Beachtung, so Schuhmacher, finde auch das Kunstprojekt „Art Residency Wildbad“, das viele Besucher angezogen habe. Zählungen hätten ergeben, dass in diesem Jahr mehr als 10.000 Menschen den Weg ins Wildbad gefunden haben, um hier bei freiem Eintritt Kultur und Kunst zu erleben.

Auch die Küche der Tagungsstätte arbeite auf hohem Niveau: Sie ist EMAS, EMAS+ und biozertifiziert und Unterstützer der Slow Food Bewegung. Vor wenigen Wochen wurde das Haus mit dem Green Sign Zertifikat Level 4 ausgezeichnet.

Wie geht es weiter?

Das Treffen am 21.11. mit Vertretern der Landeskirche war ein erster Termin, um die Mitarbeitenden über die Entscheidung des Landeskirchenrates zu informieren. Die Mitarbeitenden haben bei diesem Termin deutlich gemacht, dass sie Verlässlichkeit hinsichtlich des weiteren Vorgehens, vor allem einen Zeitplan brauchen. In den nächsten Wochen werden zwischen den zuständigen Abteilungen im Landeskirchenamt und zusammen mit der Leitung des Wildbads die noch offenen Fragen hinsichtlich der Rahmenbedingungen bearbeitet werden. Gemeinsames Ziel der Mitarbeitenden in Rothenburg und auch der Landeskirche ist, dass die Arbeit des Wildbades geordnet und das große Engagement der Mitarbeitenden würdigend beendet wird. Bezüglich des weiteren Vorgehens wurde vereinbart, dass alle Schritte in enger Abstimmung und mit Transparenz gegenüber der Leitung des Wildbades und in gutem Kontakt mit der Mitarbeitervertretung erfolgen. Dazu wurde vereinbart, dass es einen ersten Termin mit der Mitarbeitervertretung Ende Januar/Anfang Februar geben wird. 

Rothenburg, 26. November 2023
Dr. Wolfgang Schuhmacher